Der Imkerverein Burgwedel-Isernhagen wurde im Februar 1938 anläßlich der Kreisimkerversammlung in Großburgwedel als Ortsfachgruppe der Imker Burgwedel in Leben gerufen. Isernhagen gehörte mit dazu. Als Vorsitzender wurde der Bürgermeister Friedrich aus Thönse durch die zuständige, übergeordnete Organisation (Reichsnährstand) bestellt. Einberufen wurde die Kreisversammlung von Herrn Döje aus Lehrte auf Veranlassung des Landesfachgruppenleiters in Hannover, Hinnerk Meyer aus Hemmingen.
Vorgeschichte
Im Kreis Burgdorf bestand bereits seit 1921 ein Imkerverein für Burgdorf und Umgebung. 1928 hatte der Verein etwa 20 Mitglieder. In jedem Frühjahr gab es eine Mitgliederversammlung zwecks Zahlung der Beiträge. Eine weitere fand im Herbst statt, um über Honigpreise zu diskutieren. 1929 dauerte die MV ca. 30 Minuten.
Unter Nationalsozialistischer Herrschaft
1934 wurde die Umgliederung der Vereine in Fachgruppen vorgenommen. Die Eingliederung erfolgte in den Reichsverband der Deutschen Kleintierzüchter. Damit verbunden war der Beginn einer eingehenden Schulung aller Mitglieder durch die Herausgabe von Schulungsbriefen. Als es dann eine Krise um den 1. Vorsitzenden Herrn Döje gab, wurde Karl Hornbostel von der Ortsfachgruppe Hannover mit der Führung der Ortsfachgruppe der Imker Burgwedel beauftragt. In dieser Zeit erfolgte eine verstärkte Mitgliederwerbung unter nicht organisierten Imkern im Kreisgebiet. Erfolg der Werbung war ein Anwachsen der Mitglieder auf etwa 100 Imker im Jahr 1937. Damit war der Personenkreis zu groß, um eine optimale Betreuung durchführen zu können. Es kam zu der eingangs erwähnten „Kreisimkerversammlung“ und zur Bildung verschiedener Ortsfachgruppen und der Kreisfachgruppe Burgdorf.
Außer Burgdorf bestehen der Kreisverein und alle Ortsvereine seit dem Jahr 1938. Auf der ersten Versammlung der Ortsfachgruppe der Imker Burgwedel wurde Herr Friedrich aus Thönse (Bürgermeister) zum Vorsitzenden und Herr Bruns aus Großburgwedel (Lehrer) zum Stellvertreter gewählt.
Honigpreise in Reichsmark
Die Preise aus einer so genannten „Honigerhebung“ vom 01.11.1936 lesen sich wie folgt:
Der Zentner Heidehonig kostete im Großhandel 100 RM und im Kleinhandel 140 RM. Sommerhonig erbrachte im Großhandel 110 RM pro Zentner. Heute ist kaum verständlich, dass seinerzeit Sommerhonig im Preis höher gewertet wurde.
Auflagen für die Imker während der Kriegsjahre
Die Anfangsjahre der Ortsfachgruppe der Imker Burgwedel waren wegen der materiellen Not in den Kriegsjahren schwierig. Als Beitrag zur Volkswirtschaft mussten die Imker jährlich Honig- (3kg pro Bienenvolk) und Wachsabgaben (100g pro Bienenvolk) an den Staat leisten. Wegen der Rationierung hatte der Vereinsvorsitzende in staatlichem Auftrag auch die Abgabe von Zucker für die Wintereinfütterung der Bienenvölker und von Rauchtabak für die Imkerpfeife zu überwachen. Der Bedarf an Mittelwänden musste aus eigener Wachserzeugung gedeckt werden. Positiv zu bewerten ist die Schulung der Imkerschaft. Schon damals praktizierte ein Bienenzucht-berater im Bereich Hannover. Außerdem wurden Kurse im Bieneninstitut Celle angeboten. Die Imker wurden verstärkt zur „Bienenwanderung“ aufgefordert. Nachzulesen ist der Aufruf zur Rapswanderung:
„Imker, stellt Euch alle in den Dienst der Rapswanderung und helft, die Fettlücke des Reiches in der Ernährung zu schließen.“
Nachkriegszeit
Das Vereinsleben in der Nachkriegszeit mit neuem Leben zu erfüllen, erforderte viel Idealismus von den Imkern, auch wenn der Besitz von Honig in den Hungerjahren nach dem Krieg zweifelsfrei von Vorteil war. Bis zur Währungsreform 1948 musste pro Volk 5 Pfund Honig bei Lehrer Bruns aus Großburgwedel abgegeben werden, um dafür 15 Pfund Zucker zur Wintereinfütterung zu bekommen. Danach bezogen die Imker verbilligten Zucker, der aber für den menschlichen Verzehr durch Vergällung mit Eisenoxid und später mit Oxalsäure unbrauchbar gemacht wurde.
Einige Waren wurden auch nach der Währungsreform noch auf Bezugskarten zugeteilt (z.B. Fleisch und Tabakprodukte). Die große Kunst des Tauschens beherrschte den Alltag. Wollte man einen Versammlungsraum mieten, musste jeder Heizmaterial mitbringen. Sollte es festlich zugehen, brachte jeder seinen eigenen Verzehr mit.
In die Nachkriegszeit fiel auch die Umstellung von der bis dahin praktizierten „Korbimkerei“ hin zur „Kastenimkerei“. Die traditionellen Stroh-Bienenkörbe wurden durch „Hinterbehandlungsbeuten“ und später durch übereinander stapelbare „Magazine“ ersetzt.
Die Bieneninstitute suchten nach einer anderen Bienenrasse. Die damalige „Dunkle Europäische Biene“ Apis mellifera mellifera wurde durch die friedlichere, weniger schwarmfreudige und größere Einheiten bildende „Kärntner Biene“ Apis mellifera carnica ersetzt.
Die Imkerschaft legte ihren Schwerpunkt auf immer bessere Schulung. Die Bieneninstitute lieferten hierfür die Grundlagen. Großen Wert legte man auf das Wissen über Trachtpflanzen, und man ermunterte jeden Imker, die „Bienenweide“ durch Anpflanzungen zu verbessern.
Das Vereinsleben im Wandel der Zeit
Seit 1987 gibt es nicht nur die Mitgliederversammlung und den Familiennachmittag, sondern man trifft sich fortan an jedem ersten Dienstag im Monat um 19.00 Uhr in der Seniorenbegegnungsstätte Großburgwedel, Gartenstr. 10 zum Erfahrungsaustausch und „Klönschnack“. Diese „Imkertreffs“ sind auch für alle interessierte Nichtvereinsmitglieder offen. Hier wird nicht nur über Bienen und die Imkerei gesprochen. Auch gibt es Vorträge über gesellschaftliche, politische, religiöse oder kulturelle Themen. Im Vordergrund stehen natürlich die Monatsbetrachtungen, wo aus imkerlicher Sicht die nötigen Arbeiten an den Bienen erläutert werden.
Ebenfalls seit dem Jahr 1987 hat das Vereinsleben durch Bienenstandbegehungenen per Fahrrad am Himmelfahrtstag eine Bereicherung erfahren. Man trifft sich in Großburgwedel am Markt, und nur der 2. Vorsitzende kennt die zu besuchenden Stände. Die angesteuerten ImkerInnen wissen natürlich vorher von ihrem „Glück“. So wird aus diesen Ausflügen immer ein informativer und fröhlicher Tag, denn bei jedem Imker gibt es etwas besonderes zu sehen. Der Ausklang findet beim Grillen und Klönen statt.
Lehrbienenstand "Gerhard-Juckel-Wiese"